Lyrische Ruinen
„Der Versuch der Anlage lyrischer Gartenrabatte als Verbindung zwischen der Ebene eines vorgefundenen ruinösen Industriegebäudes mit der Ruinensituation eines ehemaligen und aufgelassenen Klosters erfolgt hier mit Hilfe der den Photographien zugeordneten lyrischen Texte. Assoziativ erschließen die meist asyndetisch angeordneten Worttransformationen des visuell Vorgefundenen das Fragmentarische der Einzelwahrnehmung, die durchgehend geprägt zu sein scheint von der lyrischen Gleichzeitigkeit von Ruine und Verfall.
Die Texte sind sozusagen zeiträumliche Bezugnahmen, die keinesfalls zögern, sich auf ununterbrochene Zeitreise zu begeben, die zweihundert Jahre zwischen Kloster- und Industrieruinen pendelt, um sie immer wieder neu zu überwinden und zu thematisieren. Tertium Comparationis ist hier die Ruine, der Verfall, der ruinöse Zustand, vielleicht auch dieAnklage des Betrachters an alle, die letztlich den Verfall zugelassen haben. Am Ende bietet jedoch gerade letzterer eben auch die Möglichkeiten einer lyrischen Verarbeitung.“
Leon von Francmantl
|
Hier ist die Rede von einer saarländischen Buch-Neuerscheinung, die mit Texten und Bildern etwas Besonderes versucht. 'memento vitri abbatiæque' erinnert sich in Texten und Bildern an Räume und Situationen im Inneren der ehemaligen Cristallerie Wadgassen, die seit 2011 nicht mehr existieren.
Industriekultur trifft auf Klostergeschichte
Photographien vom Besuch der leerstehenden ehemaligen Cristallerie Wadgassen während des verregneten Sommers des Jahres 2011 haben dazu angeregt, Texte zu erfinden, die assoziativ die vorgefundene Welt der leerstehenden Industriebrache zur vergangenen Geschichte der Abtei Wadgassen zugeordnet haben. Die Prämonstratenserabtei Wadgassen befand sich auf dem späteren Gelände der Cristallerie bis zum Jahre 1792, wo sie gewaltsam während der Französischen Revolution aufgelöst wurde. Die Cristallerie Wadgassen entstand auf dem Gelände im Jahe 1842.
|
Manchmal melancholisch und bisweilen klagend über Vergangenes am historischen Ort, wo Cristallerie und Abtei sich treffen ist die dauernde Abwesenheit der Menschen Anlass für die Entstehung lyrischer Texte, die die Abbildungen in diesem Buch begleiten.
Reimlos und assoziativ interagieren die Texte mit den stimmungsvollen Bildern und ermöglichen Bezugssysteme, die überraschende Bild- und Gedankenwelten eröffnen.
|